Dem interessierten Leser mag vieles wie aneinandergereihte Wiederholungen vorkommen. Aber so ist schließlich
der Camino für diejenigen, die ihn wirklich mit ihrem Hab und Gut auf dem Rücken gehen:
Walk, eat, sleep, repeat !
Wach geworden durch einen Japaner, der mit seiner überdimensionierten Taschenlampe etwas suchte. 05.22 Uhr
Raus aus dem Bett, Morgentoilette und los! Ich musste für Nico's Tagebucheintrag noch die richtige Umgebung finden.
Unser Großer hat heute Geburtstag. Heidi nervt, wollte unbedingt von sich ein Foto neben der Statue. Foto gemacht.
Heidi verabschiedet sich..jaja...Buen Camino...und tschüss. Dann Tagebuch drapiert, fotografiert und den Geburtstags-
gruß verschickt nicht ohne ein Tränchen zu verdrücken... ;-)
Der Weg bis Leon war einigermaßen ok, trotz Steigungen und
Gefälle. Dann kam Leon. Das war dann ungefähr so, als
würde
man von Porz nach Longerich laufen, eine Riesensch.... ! Ständiges rauf und runter auf der Asphaltpiste im Stadtverkehr.
Fake-Pfeile von irgendwelchen Möchtegern-Geschäftsleuten, die so versuchten den Pilgerstrom an ihrer Bar, Kiosk
oder was auch immer sie betreiben, vorbeizuführen. In den einzigen Hundehaufen in Leon trete ich voll hinein. Der
war riesig! Kathedrale von Leon, Foto gemacht. Den Stempel können sie sich sonstwo hinschieben, keine Lust
zwischen all den Touristen Schlange zu stehen. Nichts wie raus aus dieser Stadt. Die nimmt aber kein Ende.
Ich konnte natürlich nicht ahnen, dass Leon und unser Zielort La Virgen del Camino quasi fließend ineinander
übergehen. Herberge gesucht, die macht erst eine halbe Stunde später auf. Die umgebaute Turnhalle aus den 70er
Jahren scheint nicht nur Pilgerherberge sondern auch so eine Art Auffanglager zu sein. Hier kriegen mich keine
10 Pferde rein. Aber wie teile ich Alex das mit? Habe keine Kontaktdaten von ihm. Also zurück an die Hauptstraße,
dort habe ich mich gut sichtbar in eine Außengastronomie gesetzt. Irgendwann muss er ja hier vorbei. 45 Minuten
gewartet, ich muss eine Entscheidung treffen und zwar jetzt. Ich entscheide mich, die landschaftlich weniger reizvolle
Route zu nehmen. Der Grund: Auf ihr befindet sich die nächstgelegene Herberge nach 5 km. Telefonisch ein Bett
reserviert und weiter geht's. Sorry, Alex!
Die Herberge ist dann auch der erste Lichtblick des Tages. Im
großen Garten jede Menge Hängematten und Fußbäder.
Auch die Herberge ist sehr schön und gepflegt. Dann das übliche Tagesprogramm:
- Duschen
- Wäsche waschen und aufhängen
- Körperpflege
- Füße und Gelenke verarzten
- Rucksack neu packen und Klamotten für den nächsten Tag zurechtlegen
- Trinkflasche auffüllen
- bei Bedarf neue Notrationen beschaffen
- später dann noch die getrocknete Wäsche in richtiger Reihenfolge in den Rucksack
Der Tag beginnt in der Regel gegen 05.30 Uhr, Feierabend hat man zwischen 15 und 16 Uhr.
Jetzt aber: Bierchen und Oliven... ;-)
Hab meine Frau noch angeschrieben wegen der Aldi - Flat. Sie ist ziemlich kurz angebunden, passt zu dem Scheisstag.
Super Essen, beste Herberge bisher auf dem Camino und hier sind nur 8 Gäste weil sämtliche Caminoführer von
dieser Route abraten. Was für ein Unsinn! Wenn man hier früh
startet, ist die Straße völlig unbefahren und wenn der erste
Verkehr einsetzt, ist man nicht mehr in der Nähe der Straße. Alleine die Herberge ist es wert, sich für diese
Route zu entscheiden.
Nach dem ausgezeichneten Essen, kam noch ein galizischer Schnaps auf den Tisch. Ich nahm nur einen ganz
Kleinen, 60%, der macht blind... ;-)