Landschaftlich stand mir eine tolle Etappe bevor, aber auch körperlich hatte sie es in sich. 27 km lang, Aufstieg von
1.000 m auf 1.500 m und dann wieder Abstieg auf 1.000 m. Zunächst spielte das Wetter mit, der Untergrund war zwar
vom Vortag ziemlich aufgeweicht, aber ansonsten war es schön. Aber der vor mir liegende Berg war in Wolken und Nebel
gehüllt. Erinnerte doch stark an den Pyrenäenpass am ersten Tag. Allerdings lag heute die Temperatur bei ca. 6°C.
Sicherheitshalber habe ich meine Regensachen mal übergezogen, der 5 Minuten später einsetzende Regen gab mir Recht.
Das alles jedoch tat der Schönheit der Heidelandschaften keinen Abbruch. Schnell ein paar Fotos gemacht bevor
der Regen wieder einsetzt. Am Cruz de Ferro dann kaum mehr 20 m Sichtweite. Unsere Steine habe ich abgelegt und dann
unmittelbar meinen Weg fortgesetzt. Inzwischen haben sich die Schauer zu einem Dauerregen verdichtet. Keine
guten Voraussetzungen für den anstehenden Abstieg. Schlamm und nasse Felsplatten machen das Ganze ein wenig gefährlich
wenn man nicht hochkonzentriert bei der Sache ist. Dann habe ich den Ort El Acebo mit vielen, neuen Herbergen
mit sämtlichem Luxus passiert. Aber weil mir die vielen Werbetafeln auf dem Camino auf den Nerv gegangen sind,
habe ich die alle links liegen lassen. Mein Ziel ist das verschlafene
Örtchen Riego de Ambros, 3 km weiter, mit einer einzigen,
alten Gemeindeherberge. Ich muss schon einige Kraft aufwenden, um die schwere, klemmende Tür aufstoßen
zu können. Der freundliche Hospitalero erklärt mir in fließendem Englisch, dass er normalerweise erst um 13 Uhr
öffnet. Als ich wieder gehen will, wiederholt er "normalerweise".
Kein Wunder, gestern hatte er ganze 2 Gäste in seinen 32 Betten. Als ich ihm sagte, dass ich aus El Ganso komme, meint
er: "Theoretisch ist das sogar zu schaffen." Er glaubt offenbar, ich hätte ein Taxi genommen oder sowas...egal.
Dafür schenkte er mir ein liegengelassenes USB - Kabel, meins war kaputt.
Den halben Abend mit einem Ami über Donald Trump diskutiert, er meint, man sollte ihn zum Mars schießen.
Beim Essen hielten wir die grüne Bohnensuppe für eine Vorspeise, war aber der Hauptgang. Im Bett habe ich dann Teile
meiner Notrationen vernichtet.