Ich war als Erster raus. Schönes Wetter, schöne Landschaften, schöner Sonnenaufgang und mutterseelenalleine auf
dem Camino. Es geht jetzt bis morgen stetig bergauf. Bis zum Cruz de Ferro auf 1.500 m. Das Wetter entpuppte sich heute
allerdings als ziemlich unbeständig. Zwischendurch regnete es immer mal wieder und anschließend brannte dann die
Sonne auf die nassen Regenklamotten und machte sie zur Sauna. Unterwegs entscheide ich mich, nicht bis Rabanal zu
gehen, sondern in El Ganso für heute Schluss zu machen. Eine goldrichtige Entscheidung, wie sich später herausstellte,
weil am Nachmittag heftiger Dauerregen einsetzte.
Auf einem Pass passierte ich einen unbewachten Marktstand mit unbewachter Kasse.
Motto: "Nimm Dir, was Du brauchst und gib, was Du kannst!"
Solche Oasen würden in den nächsten Tagen häufiger
vorkommen. Ich nehme mir einen schönen Apfel und hinterlasse
50 Cent in der Kasse. Schönes System, leider schmeckte der Apfel nicht sonderlich gut. War ziemlich mehlig.
Unterwegs die Stadt Astorga durchlaufen. Eigentlich mag ich die größeren Städte auf dem Camino nicht, aber diese
war wirklich angenehm und sehenswert. Kurz vor Astorga ein behindertengerechter Bahnübergang, den ich so auch noch
nicht gesehen hatte. Weil einerseits die Höhe der Oberleitung erreicht werden musste und andererseits die Steigung
für Rollstuhlfahrer nicht zu steil sein darf, war das Teil gefühlte 2 km lang. Siehe Fotos.
In El Ganso gibt es nur eine Herberge mit 10 Betten, ist aber noch
genügend frei. Außer mir ist nur ein Nettetaler da.
Die Herberge ist sehr einfach, aber gepflegt. Die Hospitaleros sprechen nur spanisch, sind aber extrem freundlich.
Die große Dusche ausgiebig genutzt und wie immer auch gleich die Klamotten unter der Dusche gewaschen. Die
bekomme ich heute sicher nicht trocken, es regnet immer noch in Strömen. Inzwischen sind wir zu Viert. "Gingerbread"
ist auch dabei. Hat sich gefreut, mich zu sehen. Die zweite Dame war eine Irin, die sich später beim Essen zu mir gesellte
und mir bei meiner Flasche Rotwein geholfen hat. Eine sehr mitteilungsbedürftige, laute Frau, die mir nach kurzer
Zeit ziemlich auf den Wecker ging. Hab mich dann, nachdem es aufgehört hatte zu regnen, zu einer Ortsbesichtigung
aus dem Staub gemacht.