Mein eigener Wecker hat mich geweckt, das ist eine echte Seltenheit. Nun aber ganz schnell raus. Es gibt nur 2 Waschbecken
und 2 Toiletten für alle. Erster! ;-) Um 06.15 Uhr war ich auf dem Camino. Keine Stirnlampe erforderlich, war schon hell.
Gottseidank mutterseelenalleine auf der Piste, eine willkommene Gelegenheit den gestrigen Tag noch einmal
Revue passieren zu lassen. Das wohl Bewegendste am Vortag waren die Fotos, die mir meine Familie von der
Obsternte geschickt hat. Heute ist mein letzter Montag auf dem Camino, heute in einer Woche fliege ich, ich lächle.
Früher als sonst kehre ich ein, ich nutze aus, dass die Touristen
noch nicht unterwegs sind. Ich habe das Café für mich
alleine: Cafe con Leche, Schokocroissant, Mineralwasser.
Kurz nach 9 geht es dann los, die Herrschaften haben ausgeschlafen und geben sich die Ehre. Ganze Schulklassen
sind heute dabei. In diesem Zusammenhang erfahre ich, dass sich in Spanien eine Compostela als Anlage zu den
Bewerbungsunterlagen so positiv auswirken kann, dass man bei gleicher Qualifikation im Vergleich zu anderen
Bewerbern den Job bekommt. Was ich ebenfalls erfahren habe, ist, dass in Süd-Korea der Camino Frances so eine
Art "Wahlpflichtfach" sein soll. Daher auch die geführten Reisegruppen deren Durchschnittsalter ich auf zwischen
15 und 20 schätzte. Für wahrscheinlicher halte ich jedoch,
dass verschiedene Bücher in Korea (siehe auch HaPe Kerkelings:
Ich bin dann mal weg) zu diesem Boom geführt haben.
Gegen 13.30 Uhr bin ich in der Herberge und spule mein übliches Programm ab. Alex trifft etwa eine halbe Stunde später
ein, war noch Pulpo essen. Etwas später stieß noch ein
Österreicher zu uns dazu, der uns völlig entgeistert fragte:
"Was ist denn hier los? Woher kommen all diese Menschen?" Er ist erst heute vom Camino Primitivo auf die Route
Richtung Santiago eingebogen. Ich erwähnte beiläufig, dass Santiago ja inzwischen nur noch einen recht ambitionierten
Tagesmarsch von uns entfernt ist. Ihm schien dieser Gedankengang als Alternative zum Abbruch zu gefallen.